Das neueste Mitglied der ewenso-Familie

Louai Dribati: Von Syrien nach Deutschland

Seit Juni wird unsere ewenso-Familie durch ein neues Mitglied verstärkt: Louai Dribati, ein syrischer Flüchtling. Louai machte zunächst ein Praktikum und arbeitet jetzt fest bei uns und unterstützt unsere Monteure.

Louai ist 41 Jahre alt und lebt mit seiner Frau und seinem 1 Jahr alten Sohn seit fast zwei Jahren in Langenberg. Geflüchtet sind sie aus Latakia, der einzigen großen syrischen Hafenstadt am Mittelmeer und einer der Schauplätze des Bürgerkrieges in diesem Land. Louai arbeitete dort als Ingenieur für die Ölindustrie; er und seine Kollegen sorgten dafür, dass die Anlagen zur Ölförderung Instand gehalten wurden und reibungslos funktionierten. Ein großer Teil seiner Familie lebt immer noch dort, seine sechs Brüder und zwei Schwestern haben nicht die finanziellen Mittel für eine Flucht aus dem vom Krieg zerstörten Land.

Von Syrien nach Deutschland

Ihre Flucht führte Louai und seine Frau über den Libanon, die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich schließlich nach Deutschland – per Flugzeug, Boot, Bus, Auto und zu Fuß. Ihre erste Station in Deutschland war Passau, von wo aus ihr Weg sie weiter nach Trier zu einem Freund führte. Hier mussten sie, wie alle Flüchtlinge, ihre Papiere abgeben und sich registrieren lassen. Nicht lange nach ihrer Ankunft wurden sie weitergeschickt, über Borbach und Hennef nach Duisburg. Was dann passierte, lässt Louai auch heute noch verzweifeln. Ein ehemaliger Kollege aus der Ölindustrie, ein Kanadier, übermittelte ihm per E-Mail ein Jobangebot in Großbritannien, um dort wieder für ein Ölunternehmen zu arbeiten. Das Angebot beinhaltete ein hohes Gehalt, es war für alles gesorgt, Louai musste nur zusagen. Ein neues Leben in einem sicheren Land war zum Greifen nah – aber Louai und seine Frau hatten keine Pässe mehr, die waren in Trier an das zuständige Bundesamt (BAMF) geschickt worden. Sämtliche Versuche der zuständigen Betreuer, die Papiere schnellstens zurückzubekommen, scheiterten. So blieb Louai nichts anderes übrig, als seinem alten Kollegen eine Absage zu erteilen. Kein Pass – kein Job – kein neues Leben mit einem gesicherten Einkommen. Die Papiere liegen bis heute irgendwo im BAMF und Louai hat immer noch schlaflose Nächte, wenn er daran denkt. Anstatt auf die britischen Inseln zu reisen und dort zu arbeiten wurde er als Flüchtling in Deutschland weitergeschickt – und landete in Langenberg. Hier lebt er inzwischen mit seiner Familie in einer kleinen Wohnung.

Schritt für Schritt in ein neues Leben: Wir gratulieren zum Führerschein!

Vor einigen Wochen hat Louai seinen deutschen Führerschein bekommen – ein weiterer Schritt für ihn in ein neues Leben. Dabei haben wir ihn tatkräftig unterstützt, denn auch hier funktionierte nicht alles reibungslos: Sein syrischer Führerschein ist in Deutschland nicht gültig, deshalb musste er umgeschrieben werden. Dafür benötigte er aber eine beglaubigte Übersetzung seiner syrischen Fahrerlaubnis – und die lag irgendwo im BAMF. Also mussten etliche Telefonate geführt werden, bis die erforderlichen Unterlagen endlich gefunden waren und vorlagen. Aber noch nicht genug des Pechs: Seine nun endlich eingereichten Papiere gingen beim Straßenverkehrsamt verloren, so dass alles nach mehrmaligem Nachfragen und Recherchieren ein zweites Mal verschickt werden musste. Ohne Unterstützung ist so etwas in einem Land, dessen Sprache man noch nicht so gut beherrscht, immer ein sehr schwieriges Unterfangen, wie sich wohl jeder vorstellen kann. Letztendlich konnte er aber seine Prüfung ablegen und darf nun auch in Deutschland Auto fahren. Bis zu diesem Zeitpunkt absolvierte Louai sämtliche Behördengänge (auch die Fahrten zum Straßenverkehrsamt und zu seiner Prüfung) mit dem Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln.

Zwei große Hürden für sein neues Leben in Deutschland hat Louai, nicht zuletzt mit unserer Hilfe, bereits genommen, nun gilt es, die nächsten zu bewältigen. Das deutsche Steuerwesen ist selbst für uns teilweise schwer zu verstehen – für einen syrischen Flüchtling, der noch nie in seinem Leben eine deutsche Lohnabrechnung gesehen hat, erst recht. Momentan unterstützen wir ihn dabei, in der richtigen Steuerklasse veranlagt zu werden und eine Krankenversicherung nicht nur für sich selber, sondern auch für seinen kleinen Sohn und seine Frau zu bekommen. Dafür ist aber wiederum eine übersetzte Eheurkunde notwendig. Wir sind selber immer wieder erstaunt, wieviele Steine diesen in Deutschland lebenden arbeitswilligen Menschen in den Weg gelegt werden …

Er möchte unbedingt sein Deutsch verbessern, um alle diese Dinge besser zu verstehen – auch dabei kann er sich unserer Unterstützung sicher sein. Für ihn ist es wichtig, ohne finanzielle Mittel des Staates seine kleine Familie zu ernähren, was ihm Dank seiner Anstellung bei uns nun gelingt. Er wird bei uns noch viel lernen und sich mit unserer Hilfe stetig weiterbilden. 

Das Leben in Deutschland erinnert ihn an sein Leben in Latakia, seine Heimatstadt. Das einzige, was ihm dann noch fehlt, ist, seine zurückgelassene Familie wiederzusehen. Und wer weiß, vielleicht klappt auch das eines Tages.

Wir freuen uns, mit Louai Dribati ein sympathisches neues Mitglied in der ewenso-Familie zu haben!